Tuberkulose

Pneumologie und Beatmungsmedizin

Definition der Erkrankung

Bei der Tuberkulose handelt es sich um eine besondere bakterielle Infektionskrankheit. Der Erreger, Mycobakterium tuberculosis, wird über die Luft übertragen und kann sich überall im Körper absiedeln, am häufigsten ist jedoch die Lunge betroffen. Der Erreger ist äußert widerstandsfähig. So ist er zwar mit Medikamenten (Tuberkulostatika) gut zu behandeln, allerdings vermögen die Medikamente die Tuberkulose nur einzudämmen, nicht vollständig zu vernichten. Wird das Immunsystem zum Beispiel im Rahmen einer Erkältung geschwächt, kann es zur Reaktivierung und damit zum erneuten Ausbruch der Tuberkulose kommen. An Tuberkulose erkrankte Patienten müssen in der Regel isoliert werden, bis die Krankheit durch die medikamentöse Therapie unter Kontrolle gebracht worden ist.

 

Weitere Informationen

Symptome

Initiale Symptomatik: Häufig bestehen keine charakteristischen Beschwerden. Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf, wobei dieser, wenn auch nur in seltenen Fällen, blutig sein kann. Gelegentlich kommt es zu Brustschmerzen und Atemnot. Jeder länger als drei Wochen bestehende Husten sollte daher unbedingt ärztlich untersucht werden. Bei blutigem Auswurf ist eine sofortige Abklärung erforderlich. Mögliche weitere Allgemeinsymptome sind Einschränkungen des Allgemeinbefindens, Appetitmangel, Gewichtsabnahme, leichtes Fieber, vermehrtes Schwitzen (besonders nachts), Müdigkeit, allgemeine Schwäche oder Zeichen ähnlich denen eines grippalen Infektes.

Außer den Lungen können z.B. auch das Rippenfell, Knochen und Gelenke, das Bauchfell, der Herzbeutel und das Gehirn/die Hirnhäute betroffen sein. Es gibt schwere Verlaufsformen dieser Erkrankung bei denen praktisch alle Organe betroffen sind, insbesondere bei eingeschränkter Immunabwehr (z.B. HIV-Infektion, immunsuppressive Therapie, prädisponierende Krankheiten wie Diabetes mellitus, Leberzirrhose, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Silikose).

*Quelle Robert Koch Institut

Ursachen

Vorkommen

Bei der Tuberkulose handelt es sich um eine besondere bakterielle Infektionskrankheit; die ist die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit weltweit. Rund ein Drittel der Welt­bevölkerung soll mit Tuberkulose-Erregern infiziert sein, wobei ca. 5–10% der infizierten Erwachsenen im Laufe ihres Lebens – sofern sie immunkompetent sind – eine behandlungs­bedürftige Tuberkulose entwickeln. Bei Infizierten mit einer eingeschränkten Immunabwehr (z.B. bei HIV-Infektion) liegt das Erkrankungs­risiko jedoch deutlich höher.

Tuberkulose ist eine in der Regel gut behandelbare Infektionskrankheit, an der weltweit dennoch jedes Jahr etwa 10 Millionen Menschen erkranken und etwa 1,5 Millionen sterben. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 5.429 Tuberkulosen registriert, was einer Inzidenz von 6,5 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner entspricht. Menschen, die engen Kontakt zu Tuberkulosepatienten hatten (Haushaltskontakte oder Personen aus Hochinzidenzländern), vor allem wenn sie immungeschwächt sind, haben ein besonders hohes Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken.

*Quelle Robert Koch Institut

Infektionsweg und Inkubationszeit:

Eine Infektion geht in der Regel von Menschen aus, die an einer offenen Lungentuberkulose erkrankt sind. Unter einer offenen (infektiösen) Lungentuberkulose versteht man Erkrankungen, bei denen der Krankheitsherd Anschluss an die Luftwege hat und damit Bakterien an die Umwelt abgegeben werden können. Die Infektion erfolgt fast immer aerogen, d. h. durch feinste erregerhaltige Tröpfchenkerne in der ausgeatmeten Luft, die von erkrankten Personen insbesondere beim Husten und Niesen freigesetzt werden. Besonders ansteckend sind Tuberkulosepatienten, bei denen im Auswurf so viele Bakterien vorhanden sind, dass diese bereits unter dem Mikroskop sichtbar sind („mikroskopisch positiv“).

Nur ein Teil der Infizierten erkrankt tatsächlich an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose (bei immunkompetenten Jugendlichen und Erwachsenen etwa 5 – 10%, davon etwa die Hälfte innerhalb der ersten 2 – 3 Jahre nach Infektion). In den meisten Fällen gelingt es dem Organismus, die Tuberkulosebakterien erfolgreich zu bekämpfen oder sie abzukapseln und damit die Infektion dauerhaft einzugrenzen (latente tuberkulöse Infektion, LTBI). Das Erkrankungsrisiko ist in den ersten beiden Jahren nach der Infektion am höchsten. Aber auch Jahrzehnte nach der Infektion kann es noch zu einer Erkrankung an Tuberkulose kommen (sogenannte Reaktivierung), insbesondere dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist.

*Quelle Robert Koch Institut

Diagnose

Tuberkulin-Hauttest und Interferon-Gamma-Tests:  Zum Nachweis einer latenten tuberkulösen Infektion stehen derzeit der Tuberkulin-Hauttest (THT) mittels Mendel-Mantoux-Methode sowie Interferon-Gamma-Tests zur Verfügung.  

Röntgendiagnostik: Die Röntgendiagnostik spielt bei der Erkennung der Lungentuberkulose und der Verlaufsbeurteilung unter Therapie auch weiterhin eine entscheidende Rolle. Sie gehört neben der Anamnese und der bakteriologischen Diagnostik zu einer vollständigen differenzialdiagnostischen Abklärung des Krankheitsbildes.

Bakteriologische Diagnostik: Der Erregernachweis erfolgt in der Regel aus Sputum, Bronchialsekret oder Trachealsekret, ist aber auch aus Magensaft, Urin, Pleuraexsudat, Liquor, anderen Punktions- bzw. Biopsieproben je nach Lokalisation der Erkrankung möglich.

*Quelle Robert Koch Institut

Ablauf der Behandlung

An Tuberkulose erkrankte Patienten müssen in der Regel isoliert werden, bis die Krankheit durch die medikamentöse Therapie unter Kontrolle gebracht worden ist. Die Behandlung  erfolgt ausschließlich mit einer Kombination von Medikamenten. Hier stehen die folgenden vier Standardmedikamente zur Verfügung: Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Ethambutol (EMB), Pyrazinamid (PZA). Darüber hinaus gibt es sogenannte Zweitrang- oder Reservemedikamente, die bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten zum Einsatz kommen.

Als Standard-Kurzzeittherapie der Lungentuberkulose bei Erwachsenen wird eine 6-monatige Chemotherapie verstanden, bei der in den ersten beiden Monaten (Initialphase) INH, RMP, PZA und EMB gegeben werden und in den folgenden vier Monaten (Stabilisierungs- oder Kontinuitätsphase) mit INH und RMP weiterbehandelt wird.

Resistenzen der Erreger gegenüber Antituberkulotika spielen eine wichtige Rolle in der Tuberkulose-Kontrolle, denn medikamentenresistente Tuberkulosen sind schwerer behandelbar und bleiben, insbesondere wenn sie nicht korrekt therapiert werden, oftmals länger infektiös. Besonders bedeutsam ist dabei die multiresistente Tuberkulose, bei der eine gleichzeitige Resistenz mindestens gegenüber den beiden wichtigsten Erstrangmedikamenten INH und RMP vorliegt (MDR-TB). In den letzten Jahren betrug die Anzahl der Patienten mit multiresistenter Tuberkulose in Deutschland ca. 100 Patienten/Jahr. Die Resistenzraten sind bei den in Deutschland geborenen Patienten auf niedrigem Niveau, dagegen spiegelt die Resistenzsituation bei im Ausland geborenen Patienten die Situation im Herkunftsland wider.

Bei Vorliegen eines Stammes mit einer (Multi-) Resistenz wird nach Austestung aller zur Verfügung stehenden Medikamente und unter Berücksichtigung des individuellen Resistenzmusters gemäß den Therapieempfehlungen  behandelt. In manchen Fällen muss auch eine chirurgische Intervention in die Therapieplanung einbezogen werden. Grundsätzlich gehört die Behandlung dieser Patienten in die Hand in der Therapie der Tuberkulose erfahrener Ärzte.

*Quelle Robert Koch Institut

Nachsorge

Mit einem interdisziplinären Team von Spezialisten können wir Ergebnisse aktueller Grundlagenforschung für die Diagnose und Behandlung unserer Patienten einsetzen und dadurch besonders gute Behandlungsergebnisse erzielen.

Wir kooperieren im Sinne der ASV (Ambulante Spezialisierte fachärztliche Versorgung) mit vielen Bereichen der Universitätsklinik Heidelberg.

Gerne betreuen wir unsere Patienten nach Stellung der genauen Diagnose und Therapieeinleitung gemeinsam mit den behandelnden Lungenfachärzten weiter in regelmäßigen Abständen in unserer

Häufige Nachfragen

Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen

1. Präventive Maßnahmen

Entscheidend für eine effektive Tuberkulosebekämpfung sind die rasche Entdeckung Erkrankter, die Isolierung infektiöser Patienten und eine schnell einsetzende effiziente Therapie. In Deutschland ist die aktive Fallsuche von Erkrankten eine wichtige Voraussetzung für die Reduzierung der Erkrankungshäufigkeit an Tuberkulose. Bei infizierten aber noch nicht erkrankten Kontaktpersonen sollte eine präventive Chemotherapie der LTBI erwogen bzw. durchgeführt werden.

2. Maßnahmen für Patienten und Kontakt­personen

Eine Krankenhausbehandlung ist bei schwerem Verlauf der Tuberkulose oder Problemen in der Diagnostik und Behandlung indiziert, insbesondere wenn diese im ambulanten Bereich nicht sichergestellt werden kann.

Hygienische infektionspräventive Maßnahmen orientieren sich an der Standardhygiene und lassen sich aus der Kenntnis der Übertragungswege und der individuellen Risikoparameter der potenziell Exponierten ableiten. Bei dem aerogenen Übertragungsweg der Tuberkulose stehen die räumliche Isolierung des an offener Lungentuberkulose erkrankten Patienten, Patientenmitarbeit und -verhalten (Hustenhygiene), eine gezielte Luftführung (nach außen) im Isolierungsraum sowie der geeignete Atemschutz für die Kontaktpersonen als risikominimierende Maßnahmen im Vordergrund.

*Quelle Robert Koch Institut

Spezialisten

  • Priv. Doz. Dr. med. Konstantina Kontogianni
    Schwerpunkt

    Innere Medizin und Pneumologie