Epithesen
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieErklärung
Die epithetische Wiederherstellung
Wenn durch eine Tumoroperation oder eine schwere Verletzung wichtige Gesichtsorgane wie Nase, Auge oder Ohr verloren gehen, kann eine Epithese helfen, wieder eine zufriedenstellende ästhetische Situation zu erzielen. Unter einer Epithese versteht man eine passgenaue, individuell angefertigte Nachbildung aus hautverträglichem Material, die den verlorenen Gesichtsbereich ersetzt. Ziel ist es, sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch das seelische Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten wiederherzustellen.
Grundsätzlich ist es bei Nase oder Ohr auch möglich, durch aufwändige lokoregionäre oder mikrochirurgische Transplantate eine Rekonstruktion zu erreichen. Beim Auge ist dies jedoch nicht möglich – hier stellt die Epithese die einzige Option dar. Auch bei sehr komplexen Defekten oder wenn die körperliche Belastung durch größere Operationen zu hoch wäre, bietet eine Epithese eine schonende und ästhetisch überzeugende Lösung.
Eine Epithese wird in der Regel aus Silikon hergestellt. Dadurch kann die Epithese ideal an die Hautfarbe angepasst werden und die Ränder besonders dünn gestalten werden, welche die Epithesen durch eine ausgezeichnete Camouflage „salonfähig“ gemacht haben.
Ein wichtiger Vorteil der epithetischen Versorgung ist nicht nur die Möglichkeit einer schnellen Versorgung sondern, bei Tumorpatienten, die bessere onkologische Verlaufskontrolle, da bei der Abnahme der Epithese das Operationsgebiet gut einsehbar ist. So können mögliche Veränderungen oder Rezidive frühzeitig erkannt werden.
Sofern man sich gemeinsam für die Versorgung mit einer Epithese entscheidet, wird diese bei der Krankenkasse beantragt, um eine Kostenübernahme zu gewährleisten.
Individuelle Versorgung in unserem Zentrum
Wir versorgen unsere Patientinnen und Patienten gemeinsam mit unserem erfahrenen Epithetiker Jörn Brom (https://brom-epithetik.de/). In enger Abstimmung wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Zeitpunkt der Versorgung
Wir legen gemeinsam fest, wann, in jedem individuellen Fall, der optimale Zeitpunkt für die Anfertigung einer Epithese ist.
Im Zuge dieser Planung wird auch entschieden, wie die Epithese befestigt werden soll.
Befestigungsmöglichkeiten für Epithesen
- Anatomische Verankerung:
an bereits vorhandenen anatomischen Strukturen, wie z.B. im Hohlraum eines Augenhöhlendefektes, wenn dieser Tief genug ist
Diese Befestigung ist für vor allem für Patienten geeignet, die einen tiefen Augendefekt haben, um eine Augenschale zu befestigen
2. Chemische Verankerung:
medizinischen Klebstoffen auf der Haut
Das ist eine Möglichkeit, eine schelle epithetische Versorgung durchzuführen, hat aber den Nachteil, dass der medizinische Kleber die Haut reizen kann. Außerdem kann es im Zuge der Befestigung zu einer nicht korrekten Lage kommen (tiefere Position des epithetischen Auges oder einer schiefen Nase). Zudem kann sich der Kleber mit der Zeit lösen, sodass man sich auf den festen Sitz nach wenigen Stunden nicht mehr sicher verlassen kann. Insbesondere im Ohrbereich kann es beim Kauen zu einem Abfallen der Epithese kommen.
3. Knöcherne Verankerung:
mittels Titanimplantaten, welche durch einen speziellen Aufsatz mit Magneten durch die Haut ragen.
Die Knochenverankerung ist heute die Methode der Wahl, weil sie einen sicheren Halt garantieren und eine einfaches Auf- und Absetzen der Epithese ermöglichen.
Die Implantate sind aus Titan und somit sehr gut verträglich. Auf diese Implantate wird dann ein Magnet aufgebracht, der durch die Haut ragt und somit zur einfachen Befestigung der Epithesen an den Implantaten dient. Das gilt insbesondere für Nasen- und Augenepithesen. Ohrepithesen können dagegen sehr gut an einer Stegkonstruktion aufgeklippt werden.
Bei Patienten unter oder unmittelbar nach einer Bestrahlung kann allerdings eine Implantation erst im Verlauf erfolgen.
Bei Erwachsenen, bei denen keine Strahlentherapie im betroffenen Gebiet erfolgt ist, können die Implantate auch zügiger versorgt werden, trotzdem muss eine belastungsfreie Einheilungsphase von mindestens 6 Wochen abgewartet werden.
Bei Patienten, die im Kopf-Hals-Bereich bestrahlt wurden, müssen die Implantate, um eine erfolgreiche Therapie zu gewähren, geschlossen einheilen und in einem erneuten Eingriff, ca. 3 Monate später, freigelegt werden.
4.Mechanische Verankerung:
an Strukturen wie z.B. einer Brille
Man kann Augen- und Nasenepithesen an einer Brille befestigen um die Haut nicht durch immer wieder aufgetragenen Kleber zu irritieren. Diese Befestigung hat den Nachteil, dass die Kombination relativ schwer ist und dass die Epithese immer mit abgenommen wird, wenn die Brille abgenommen wird.
Mit einer knochenverankerten (Implantat-getragenen) Epithese aus Silikon kann man eine optimale Rehabilitation von Gesichtsversehrten erreichen.
Obwohl es sich objektiv betrachtet um einen Fremdkörper handelt, wird die Epithese von den versorgten Patienten sehr gut akzeptiert.
Unsere Versorgung richtet sich an Patienten jeden Alters – vom Kleinkind bis ins hohe Erwachsenenalter. Besonders wichtig ist dabei eine umfassende Information und Beratung, sodass gemeinsam die beste Lösung gefunden werden kann.
Pflege und Erneuerung
Epithesen aus Silikon sind robust, müssen aber regelmäßig erneuert werden. Durch alltägliche Belastungen, Materialverschleiß (sichtbare Kanten, Verfärbungen) oder Veränderungen der Haut ist in der Regel alle 2 Jahre eine Neuanfertigung notwendig.
Epithesen sollen generell nachts abgenommen werden, damit die darunter liegende Haut "atmen" kann.
Es kann farbliche Unterschiede je nach Bräunungszustand im Sommer und im Winter geben. Übermäßige Sonnenexposition sollte vermieden werden.
Unser Ziel
Wir möchten, dass unsere Patientinnen und Patienten nicht nur medizinisch bestmöglich versorgt sind, sondern auch im Alltag neue Sicherheit und Lebensqualität gewinnen. Dank moderner Materialien, präziser Anpassung und enger interdisziplinärer und interprofessioneller Zusammenarbeit erzielen wir exzellente ästhetische und funktionale Ergebnisse.
Haben Sie Fragen zur epithetischen Versorgung?
Gerne beraten wir Sie ausführlich in einem persönlichen Gespräch.
Hierfür können Sie gerne einen Termin unter der 06221/5634444 vereinbaren.