Herzkatheteruntersuchung (Innere Med. III)

Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie

minimal-invasiv, katheterbasiert

Erklärung

Eine Herzkatheteruntersuchung kann verschiedene Fragen beantworten:

  • Wie ist die Pumpkraft des Herzens?
  • Wie ist die Durchblutung des Herzmuskels durch die sogenannten Herzkranzgefäße?
  • Gibt es Verengungen oder Undichtigkeiten der Herzklappen?
  • Wie ist der Blutdruck im Herzen und  den vom Herzen ausgehenden Gefäßen?

Dementsprechend vielfältig können die Gründe sein, warum bei Ihnen eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt wird. Der häufigste Grund ist, dass es Hinweise auf eine Verengung der Herzkrankzgefäße gibt. Dies kann sich beispielsweise in Brustschmerzen (der sogenannten Angina pectoris), Luftnot unter Belastung, aber auch in Veränderungen des EKGs oder der Unltraschalluntersuchung des Herzens ergeben. Ein weiterer häufiger Grund für die Untersuchung können Veränderungen der Herzklappen sein.

Eine Stenose des Ramus interventricularis anterior, des die Vorderwand vorsorgenden Herzkranzgefäßes, vor und nach der Dilatation und Stentimplantation.

Wie eine Herzkatheteruntersuchung abläuft

Für die Herzkatheteruntersuchung wird zunächst eine örtliche Betäubung der Punktionsstelle in der Leiste oder am Handgelenk durchgeführt, das heißt, Sie erhalten eine kleine Spritze an dieser Stelle. Der Untersucher wird dann mit einer feinen Nadel das Gefäß punktieren und einen dünnen Draht in das Gefäß vorschieben. Über diesen Draht kann dann der Katheter in das Gefäß eingeführt werden. Der Katheter ist ein dünner Kunststoffschlauch (ca. 1,4-2,0 mm dick und 20 cm lang), der durch das Gefäß zum Herzen vorgeschoben wird und durch den Kontrastmittel gespritzt werden kann. Dieses wird während der Untersuchung mit Hilfe einer Röntgenröhre sichtbar gemacht. Somit besteht die Möglichkeit, die Pumpkraft des Herzens zu messen. Weiterhin können die Herzkranzgefäße untersucht und möglicherweise bestehende Engstellen identifiziert werden.

Sollte dies der Fall sein, besteht die Möglichkeit, diese Engstellen direkt zu behandeln. Hierzu wird in das verengte Gefäß ein kleiner Ballon eingebracht, der dann kurz in der Engstelle aufgedehnt wird, um das Gefäß so wieder auf die normale Weite aufzudehnen. Um zu verhindern, dass sich das Blutgefäß an der entsprechenden Stelle schnell wieder verengt, wird in der Regel zusätzlich eine Gefäßstütze - ein sogenannter Stent - eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein kleines Röhrchen aus Drahtgeflecht, das in zusammengefaltetem Zustand auf einem Ballon in die Engstelle eingeführt wird und sich dann dort beim Aufblasen des Ballons entfaltet. Während der Ballon anschließend wieder aus dem Gefäß entfernt wird, bleibt der Stent im Bereich der vormals bestehenden Engstelle und soll eine erneute Verengung des Gefäßes verhindern.

Weiterführende Informationen

Rotablation und Wiedereröffnung chronisch verschlossener Koronargefäße (CTO)

Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR)

Intravaskulärer Ultraschall (IVUS)

Kleines Wörterbuch für den Herzkatheter

Angiographie

("Angios" griech.: Gefäß, "Graphie" griech.: Zeichnung) Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel zur Darstellung von Blutgefäßen

Arterie

Schlagader: Sauerstoffreiches Blut aus der Lunge wird über die linke Herzkammer mit Druck über die Arterien in die verschiedenen Körperregionen gepreßt.

Katheter

(griech.: Sonde) Zumeist flexibler Schlauch

Koronarien

Herzkranzgefäße, jeweils Arterien und Venen

PTCA

Aufdehnung von Engstellen in Herzkranzgefäßen durch einen Ballonkatheter (Koronar-Angioplastie)

Schleuse

Kurzer Einführungskatheter mit Ventil für den eigentlichen Herzkatheter, über den verschiedene Herzkathetertypen eingeführt werden können.

Stent

Falls die Aufdehnung einer Engstelle nicht ausreicht, kann ein "Stent", eine Gefäßstütze in die Koronararterie eingebaut werden.

steril

keimfrei

Vene

Führt sauerstoffarmes Blut aus den Körperteilen/Organen über die rechte Herzkammer zurück in die Lunge.

 

Geschichte des Herzkatheters

Der erste Herzkatheter am Menschen

Die erste Herzkatheteruntersuchung am Menschen wurde in den dreißiger Jahren von Werner Forßmann an der Berliner Charite durchgefährt. Da Forssmann keinen Probanden für seinen Versuch finden konnte, legte er sich den Katheter kurzerhand selbst. Sein damaliger Vorgesetzter, der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch, bermerkte dazu: „Mit solchen Kunststücken habilitiert man sich in einem Zirkus und nicht in einer anständigen deutschen Klinik“. Dennoch  fand die Technik, die zunächst zur Messung des Druckes in den verschiedenen Herzkammern angewandt wurde, nationale und internationale Verbreitung. Forßmann erhielt 1956 für seine Arbeiten den Nobelpreis.

Die erste Ballonaufdehnung

Die Katheteruntersuchung zur Darstellung der Herzkranzgefäße wurde im Verlauf  weiter verfeinert. Jedoch war es lange Zeit nur möglich, Engstellen der Herzkranzgefäße darzustellen, um den Patienten dann mit einer Operation am offenen Herzen mittels Bypässen zu behandeln. Die  erste Aufdehnung einer Engstelle  durch einen über einen Katheter in das Herzkranzgefäß vorgeschobenen Ballon wurde 1977 in Zürich durch den deutschen Kardiologen Andreas Grüntzig durchgeführt, der unter anderem in Heidelberg studiert hatte. Damit entwickelte sich der Herzkatheter nicht nur zu einer Methode zur Diagnose von Veränderungen der Herzkrankzgefäße, sondern auch zu deren Therapie.

Herzkatheter in Heidelberg

In Heidelberg wurde die Herzkatheteruntersuchung gegen Ende der siebziger Jahre durch Prof. Wolfgang Kübler eingeführt, der das Verfahren zu einem festen Bestandteil der kardiologischen Diagnostik machte. Seitdem hat sich die Technik weiter entwickelt, es werden dünnereKatheter verwendet, die Untersuchung kann über den Arm durchgeführt werden und die Nachbeobachtungszeit hat sich wesentlich verkürzt. Heute werden bei uns in vier Kathetersälen etwa 9000 Katheteruntersuchungen pro Jahr durchgeführt. Damit ist die Universität Heidelberg eines der größten Herzkatheterzentren in Deutschland.

Häufige Nachfragen

Für die Untersuchung ist eine Vollnarkose nicht erforderlich. Sie erhalten eine örtliche Betäubung im Bereich der Punktionsstelle, so dass die Punktion des Gefäßes schmerzfrei erfolgen kann. Die Bewegung des Katheters in den Gefäßen und im Herzen spüren Sie nicht, da dort keine entsprechenden Gefühlsnerven vorhanden sind.

Die Untersuchung dauert, je nachdem, ob eine Aufdehnung erforderlich wird, unterschiedlich lange. Werden keine Engstellen gefunden, kann eine Untersuchung bereits nach 20 Minuten fertig sein. Muss eine Aufdehnung durchgeführt werden, kann die Untersuchung auch mal eine Stunde oder länger dauern.

Wir bemühen uns sehr, die Wartezeiten in einem akzeptablen Rahmen zu halten. Eine genaue Terminierung Ihrer Untersuchung ist allerdings aus zwei Gründen sehr schwierig: Zum einen ist die Dauer der Untersuchungen sehr variabel – je nachdem, welchen Befund wir erheben und welche Behandlung notwendig wird. Zum anderen werden alle Patienten mit akutem Herzinfarkt notfallmäßig im Herzkatheterlabor behandelt und den geplanten Untersuchungen vorgezogen, da hier eine schnelle Therapie lebensrettend sein kann. Sollte eine deutliche Verzögerung Ihrer Untersuchung absehbar sein, werden wir Ihnen mit einem kleinen Imbiss die Zeit überbrücken und sind Ihnen für Ihr Verständnis sehr dankbar.

Stents sind kleine Gefäßstützen, die in der Regel aus bestimmten Metall-Legierungen bestehen. Sie werden in ein Herzkranzgefäß eingesetzt, falls bei Ihnen eine Engstelle festgestellt und aufgedehnt wird. Die Stents verbleiben im Gefäß, sie werden in der Gefäßwand einheilen und werden somit Teil der Gefäßwand. 

Ob die Untersuchung über das Gefäß am Handgelenk gemacht werden kann, hängt von der Größe und Durchblutung dieses Gefäßes ab. Der Untersucher wird sich vor Beginn der Untersuchung das Gefäß an Ihrem Handgelenk ansehen und dann entscheiden, ob dieser Zugang bei Ihnen sicher möglich ist. Bei einigen Untersuchungen ist der Zugang über den Arm leider grundsätzlich nicht möglich (z.B. zur Beurteilung bestimmter Herzklappenfehler oder bei der Entnahme einer Gewebsprobe aus dem Herzmuskel).

Nach der Untersuchung können Sie in der Regel essen und trinken. Je nachdem, welcher Zugang für die Untersuchung gewählt wurde, müssen Sie allerdings gegebenenfalls für eine bestimmte Zeit mit einem Druckverband liegen bleiben. In der Regel bleibt dieser Druckverband vier Stunden nach der Untersuchung liegen, in besonderen Fällen kann es auch länger sein. Wie lange ein Druckverband liegen muss, hängt von der Dicke der verwendeten Katheter und der Art des Eingriffs ab und wird Ihnen vom Untersucher nach Ende der Katheteruntersuchung mitgeteilt.

Sollte bei Ihnen keine Aufdehnung und Stentimplantation notwendig sein, können Sie in der Regel am Untersuchungstag nach Hause. Wenn eine Aufdehnung mit Stentimplantation notwendig ist, werden wir Sie eine Nacht überwachen. Dies dient Ihrer eigenen Sicherheit.