Plastische Rekonstruktion im Kopf-Hals-Bereich

Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Erklärung

Bei Operationen von Tumoren im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich müssen oft größere Abschnitte des Kieferknochens und der angrenzenden Gesichts- und Halsweichteile entfernt werden.

Ersatz von Weichteilen und Knochen

Bei der plastischen Rekonstruktion kann es notwendig sein, das durch die Tumorentfernung fehlende Gewebe durch eine Übertragung von Gewebe (Weichteile oder Knochen) zu ersetzen. Für diese Aufgaben stehen zahlreiche plastische Operationsmethoden zur Verfügung, bei denen je nach Bedarf die unterschiedlichsten Transplantate von verschiedenen Körperregionen verwendet werden können).

Wiederherstellung von Form, Ästhetik und Funktion

Alle plastisch-rekonstruktiven Maßnahmen haben zum Ziel, das durch die Resektion des Tumors verlorengegangene Gewebe durch gleichartiges Gewebe zu ersetzen und somit die Form als auch die Funktionen dieser Organe (zum Beispiel Sprechen, Essen, Schlucken oder Atmen) zu erhalten und weitestgehend wiederherzustellen. Für die Gewebeübertragung ist es wichtig, dass das Gewebe ausreichend durchblutet wird, da es sonst am Empfängerort (zum Beispiel in der Mundhöhle) nicht einheilen kann. Deshalb müssen größere Gewebetransplantate immer an ein sie versorgendes Blutgefäß angeschlossen sein. Hierfür gibt es ausgefeilte und erfolgreiche Operationsmethoden, die im Folgenden kurz dargestellt werden.

Verschiedene Transplantattypen kommen zum Einsatz

So wird zum Beispiel zum Ersatz von oberflächlichen Defekten der Schleimhaut der Wange, der Zunge oder des Mundbodens häufig ein Transplantat von der Innenseite des Unterarmes gewählt (sog. Unterarmlappen). Durch seine gute Beweglichkeit und seine hohe Flexibiltät passt er sich ideal in die dreidimensionale Architektur der Mundhöhle ein und bildet die natürliche Schleimhaut nahezu perfekt nach. Der Entnahmedefekt im Bereich des Armes ist in der Regel sehr unauffällig und kann in einer zweiten, kleineren Operation mit einem freien Hauttransplantat verschlossen werden.

Wird für eine Rekonstruktion beispielweise im Bereich der Zunge oder der Wange dagegen ein kräftigeres Transplantat benötigt, das zusätzlich zur Schleimhaut auch Muskel- oder Fettgewebe ersetzen muss, kann dieses je nach körperlicher Konstitution des Patienten vom Rücken (sog. „Latissimus dorsi“-Lappen) oder dem seitlichen Oberschenkel (seitlicher Oberschenkellappen). Beide Transplantate können gut zum Ersatz voluminöser Defekte sowohl in der Mundhöhle als auch der Gesichtsweichteile verwendet werden. Die Entnahmestellen können primär verschlossen werden und verursachen im täglichen Leben in der Regel keine Probleme.

Knochenrekonstruktion mit Wadenbein oder Beckenknochen

Knöcherne Defekte im Bereich des Gesichtsschädels nach Resektion von Tumoren werden -wenn immer es möglich ist - während der gleichen Operation durch köpereigenes Knochengewebe ersetzt. Für den Unterkiefer sind je nach benötigter Größe dabei Transplantate aus dem Wadenbein oder der Beckenschaufel geeignet. Vorteilhaft ist hier auch, dass bei Bedarf auch zusätzliches Weichgewebe zusammen mit dem Knochen transplantiert werden kann, um entsprechende Defekte in der Mundhöhle oder der äußeren Gesichtskontur auszukleiden. Der Ersatz des Oberkiefers kann in vielen Fällen zufriedenstellend und unkompliziert mit einer herausnehmbaren Prothese erfolgen. Häufig ist so für den Patienten eine gute Funktion und Ästhetik gewährleistet. Es ist allerdings auch möglich, einen knöchernen Defekt des Oberkiefers primär mit einem kombinierten Transplantat aus Knochen und Weichgewebe zu ersetzen. Hier kommt dann in der Regel ein Transplantat aus dem Schulterblatt zum Einsatz.

Sämtliche Möglichkeiten der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie kommen zum Einsatz

Prinzipiell müssen die verschiedenen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie und der Wiederherstellungschirurgie in jedem Einzelfall sorgfältig erörtert werden, da die Ausdehnung der Geschwulst, das Lebensalter und der Allgemeinzustand des Patienten sowie lokale Faktoren die Operationsmethoden bestimmen. Auch wenn die Diagnose und die bevorstehenden operativen Eingriffe Sie zunächst beunruhigen, so können Sie davon ausgehen, dass die heutigen operativen Möglichkeiten in fast jedem Fall eine befriedigende Wiederherstellung erlauben, und zwar sowohl was das Aussehen betrifft als auch in Bezug auf die Kau-, Sprech- und anderen Funktionen. Dieser Aspekt ist für die Zukunft des Patienten, für seine Wiedereingliederung in das Berufs- und Alltagsleben und für seine Lebensqualität von größter Wichtigkeit. Ihr behandelnder Arzt wird bemüht sein, schon während der Tumoroperation eine weitestgehende Wiederherstellung (Rekonstruktion) beziehungsweise einen Ersatz des entfernten Gewebes vorzunehmen. Unter Umständen kann es jedoch auch nötig sein, die operative Rekonstruktion oder plastische Korrekturen und Verbesserungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Vielleicht erfordert die operative Wiederherstellung sogar mehrere nachfolgende Korrekturoperationen. Welche Möglichkeiten zur Rekonstruktion bestehen, wird ihr behandelnder Arzt mit Ihnen in einem Gespräch ausführlich besprechen.