Korrektur von Fehlbissen und Profilkorrekturen

Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Erklärung

Die operative Behandlung von Fehlbissen in Verbindung mit der kieferorthopädischen Vorbehandlung ist für viele von Ihnen zu Beginn ein Buch mit sieben Siegeln. Allein die Begriffe Dysgnathie- Chirurgie und  Umstellungsosteotomie sind vielen von Ihnen unbekannt.

Wir wollen Ihnen hiermit die Gründe einer solchen Behandlung, den Ablauf und die Ergebnisse näher bringen. Unser Ziel ist, Sie umfassend zu informieren und Ihnen einen vertrauten Start in die Behandlung zu ermöglichen.

Sämtliche Informationen finden Sie auch in einem Informationsflyer.

Historisch entwickelte sich die Fehlbisschirurgie bereits 1849 und erfuhr seither viele Innovationen und Modifikationen. Heute sind die Eingriffe zur Verlagerung von Ober- und/ oder Unterkiefer standardisierte klinische Routine.

Moderne Entwicklungen der Computertechnik unterstützen den Chirurgen in unserer Klinik bei der Planung und Umsetzung der Operation.

Aktuelle Ergebnisse und Erkenntnis aus der Forschung finden unmittelbar Einfluss auf die Techniken und helfen die Qualität weiter zu verbessern. Wir wissen aber trotz aller technischer Fortschritte, dass viele Patienten doch Angst vor der Behandlung haben.

Ihr Kieferorthopäde oder Zahnarzt hat Sie in unsere Spezialsprechstunde überwiesen und nun überlegen Sie, ob Sie eine Korrektur der Fehlbisssituation bei sich oder Ihrem Kind vornehmen lassen möchten. Wenn Sie sich für eine operative Fehlbisskorrektur entscheiden, werden wir die Therapie mit Ihnen planen, durchführen und Sie während des gesamten Zeitraums begleiten und unterstützen.

„Dys-“ (griechisch für fehl) und „gnathos“ (griechisch für Kiefer) umschreibt Operationen zur Verlagerung der Kiefer um einen Fehlbiss zu behandeln. Eine Variante in der Entwicklung der Gesichtsschädel- und Kieferknochen führt dazu, dass die „normale“ Lagebeziehung der Kieferknochen zueinander und damit der Zähne nicht stimmt. Eine „normale“ Schlüssel-Schloss-Verzahnung ist dann durch eine rein kieferorthopädische Behandlung (Zahnspange) nicht zu erreichen. Nach Abschluss des Wachstums können daher unterschiedliche operative Verfahren eingesetzt werden, die dieses veränderte Verhältnis der Kieferknochen zueinander ausgleichen, um im Anschluss eine „normale Verzahnung“ zu ermöglichen. Alle operativen Bewegungen von Ober- und Unterkiefer oder dem Kinn beeinflussen neben der Verzahnung aber auch das Aussehen, sodass bei der Planung auch immer eine Harmonisierung der Gesichtsästhetik angestrebt wird.

Zunächst ist hierzu anzumerken, dass die Therapieentscheidung ganz bei Ihnen liegt, und wir Sie als Fachzahnärzte für Kieferorthopädie oder Fachärzte für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie bei dieser Entscheidung beraten und Sie über die Vor- und Nachteile bzw. Therapierisiken entsprechend informieren möchten.

Fehlbisse behindern eine normale Verzahnung und erschweren das Zerkauen von Essen. Unzerkaute Nahrung kann die Verdauung erschweren und das Allgemeinbefinden beeinträchtigen. Desweiteren können bei Zahnfehlstellungen Speisereste schlechter – selbst durch gründliches Putzen – entfernt werden und Karies sowie Erkrankungen des Zahnhalteapparats können folgen.

Durch die Fehlbelastung einzelner Zähne können diese durch die Überbelastung früher verloren gehen. Eine prothetische Versorgung ist dann nicht einfacher, da das Grundproblem der Kieferfehlstellung weiter besteht. Ausgeprägte Fehlstellungen können auch eine vernünftige Nasenatmung und einen zwanglosen Lippenschluss verhindern. Dies führt zu Mundatmung und Verschlechterung der Bisssituation. Auch sind Zungenfehlfunktionen nicht adäquat zu behandeln, ohne der Zunge Platz zu geben. Nicht zu unterschätzen ist zuletzt die Beeinträchtigung der Ästhetik durch zu stark ausgeprägtes Zahnfleisch zeigen (Pferdegebiss) oder zu langen Unterkiefer (prominentes Kinn).

Normalbiss: harmonisches Profil
Vorbiss: Profil mit dominierendem Kinn
Rückbiss: Profil mit fliehendem Kinn

Wir verfügen über sehr moderne Planungsmöglichkeiten, die uns erlauben, sowohl die Zahn- wie auch die Kieferfehlstellung zu berücksichtigen.

In ausgeprägten Fällen können wir kurzfristig eine 3D-Untersuchung durchführen. Die Bilddaten werden dann auf einer einzigartigen Planungsplattform weiterverarbeitet.

Damit sind wir in der Lage, die für einen speziellen Fall beste und unaufwändigste Therapieform zu finden. Diese stimmen wir dann mit dem mitbehandelnden Kieferorthopäden ab.

In der Regel werden Sie von Ihrem behandelnden Zahnarzt darauf hingewiesen, dass bei Ihnen oder Ihrem Kind die Zähne schief stehen oder die Kiefer ungleich groß sind. Falls sich aus kieferorthopädischer Sicht die Diagnose eines skelettalen Fehlbisses ergibt, wird zusätzlich ein Arzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie hinzugezogen, um die entsprechenden Therapiemöglichkeiten individuell zu diskutieren und einen Behandlungsplan zu erstellen.

Der zeitliche Ablauf dieser Therapie gliedert sich typischerweise in folgende Abschnitte:

  1. Beratung durch Kieferorthopäden und Kieferchirurgen mit eingehender Untersuchung.
  2. Antragstellung auf Kostenübernahme einer interdisziplinären Fehlbissbehandlung nach Wachstumsabschluss durch den Kieferorthopäden.
  3. Ggf. zunächst erforderliche Entfernung von störenden Weisheitszähnen oder prothetischen Konstruktionen. Weitergehende dreidimensionale Bildgebung zur Operationsplanung.
  4. Kieferorthopädische Vorbehandlung mit festsitzender Zahnspange zur Ausformung und Harmonisierung der Zahnbögen. Hierbei kann sogar eine vorübergehende Verstärkung der Fehlbisssituation auftreten, die ausdrücklich gewünscht ist und keinen Misserfolg darstellt, sondern der OP-Vorbereitung dient. (Dauer 6 bis 18 Monate)
  5. Planung und Durchführung der Umstellungsoperation in Vollnarkose unter stationären Bedingungen. Der Krankenhausaufenthalt beträgt ca. 5 Tage mit einer anschließenden Arbeitsunfähigkeit von ca. 3 Wochen. In dieser Phase sollte lediglich weiche Kost gegessen sowie kein intensiver Sport betrieben werden. Wegen der engmaschigen Nachkontrollen sind Reisen zu vermeiden. Idealerweise werden diese Eingriffe am Anfang der (Schul-) Ferien geplant.
  6. Ca. 3 bis 4 Wochen nach der Operation kann die kieferorthopädische Nachbehandlung erfolgen, um die Feineinstellung der Zähne zu gewährleisten. Dauer ca. 3 bis 6 Monate
  7. Entfernung der eingebrachten Metallplatten ca. 9 bis 12 Monate nach der Operation. Dies erfolgt unter Vollnarkose im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts von ca. 2 Tagen. In der Regel kann die Berufstätigkeit nach 7 bis 14 Tagen wieder aufgenommen werden.

Der gesamte Behandlungsablauf ist für alle Beteiligten mit hohem persönlichem Einsatz verbunden und erfordert daher optimale Motivation, Mitarbeit und Durchhaltevermögen. So sollte z. B. im Rahmen der operativen Eingriffe konsequent nicht geraucht werden, da andernfalls die Infektionsgefahr im Bereich der operierten Kiefer dramatisch ansteigt und den Therapieerfolg entsprechend gefährdet.

Der Gesamtbehandlungszeitraum kann je nach individueller Planung somit 2 bis 3 Jahre betragen und sollte in die eigene Lebensplanung (Ausbildung, Beruf, Familie) einbezogen werden.

Bei guter Planung und Umsetzung dieses aufwändigen Therapiekonzepts lassen sich ganz erhebliche Veränderungen und Verbesserungen erreichen, die in der Regel mit positiven ästhetischen und funktionellen Ergebnissen einhergehen.

Für Rückfragen und individuelle Details stehen wir Ihnen im Rahmen unserer wöchentlichen Dysgnathiesprechstunde zur Verfügung.

Falls bereits vorhanden, bitten wir Sie, aktuelle Röntgenbilder und Gipsmodelle der Kiefer zum Beratungstermin mitzubringen.

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