Parkinson-Erkrankung

Sektion für Neurodegenerative Erkrankungen und Bewegungsstörungen

Definition der Erkrankung

Parkinson – was ist das?

Die Parkinson-Krankheit ist eine sogenannte neurodegenerative Erkrankung, die meist im mittleren Erwachsenen Alter auftritt. Die Erkrankung wird meist of durch ihre motorischen Symptome auffällig. Die kann ein Zittern der Hände in Ruhe (sog. Tremor) eine Steifigkeit in der Bewegung von Gliedmaßen (sog. Rigor) und die Verlangsamung von Bewegungsabläufen sein.

Neben den motorischen Symptomen kann die Erkrankung auch eine Vielzahl an nicht-motorischen Symptomen – also Symptome, die sich nicht auf die Beweglichkeit ausüben – auslösen: vermehrtes Schwitzen, Verstopfung, Schlafstörungen und Vergesslichkeit.

Die Ursache dieser Symptome ist es, dass Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren in einer speziellen Region des Mittelhirn (Substantia nigra) absterben. Der Grund dafür ist heute in den meisten Fällen immer noch unbekannt.

Die Erkrankung ist leider bisher nicht heilbar oder  kann in ihrem Fortschreiten aufgehalten werden. Alle heute verfügbaren Therapien zielen darauf ab, Symptome zu lindern.

Weitere Informationen

Ablauf der Behandlung

Nach der Diagnosestellung stehen zunächst zwei Therapiesäulen im Vordergrund: Die medikamentöse Therapie und therapeutische Verfahren wie Physio- und Ergotherapie.

Therapeutische Verfahren und Sport können die Beweglichkeit  und deren Erhalt unterstützen.

Bei der medikamentösen Therapie zielt man darauf ab, das noch vorhandene Dopamin im Gehirn besser nutzbar zu machen, oder von außen eine Vorstufe des Botenstoffs zuzuführen und es künstlich zu ersetzen.

Zumeist wirken die Medikamente zunächst für einige Jahre gut, jedoch kann die Erkrankung so voranschreiten, dass Betroffene immer höhere Dosen und immer häufigere Einnahmezeitpunkte benötigen. Dennoch können die Bewegungssymptome der Erkrankung nicht ausreichend gut behandelbar sein, Nebenwirkungen oder störende Überbeweglichkeiten (sog. Dyskinesien) auftreten.

Werden 5 mal oder häufiger am Tag Medikamente eingenommen und liegen dennoch Phasen  der Unterbeweglichkeit  und störenden Überbeweglichkeit (sog. Wirkfluktuationen) oder ein nicht beherrschbares Ruhezittern vor, sollte überprüft werden, ob chirurgische Verfahren wie die Tiefe Hirnstimulation zum Einsatz kommen können.

Die Tiefe Hirnstimulation (THS, engl. Deep brain stimulation DBS) ist eine seit über 25 Jahren angewandte, leitliniengerechte Therapie und wird von den Krankenkassen und Versicherungen übernommen.

Die Abstimmung, ob Patient:innen für eine THS geeignet sind erfolgt interdisziplinär mit Beteiligung der Neurochirurgie, Neurologie, Neuropsychologie, Psychiatrie und Neuroradiologie.   

Hierbei wird unter anderem geprüft, ob die medikamentösen Therapie ausreichend angewendet wurden, andere Ursachen für die Bewegungsstörung vorliegen könnten, die THS erfolgsversprechend wie sicher ist und ob die Gehirnanatomie die Operation erlaubt.

Nach einem mehrtätigen Aufenthalt hierzu in der Neurologischen Klinik werden alle Fälle in der interdisziplinären Fallkonferenz besprochen. Werden keine Gegenanzeigen gegen die THS-Therapie festgestellt, wird der Eingriff konkret geplant.

Bei der Operation zur Tiefen Hirnstimulation geht es darum, meist zwei ca. 1,5mm dünne Elektroden zielgenau in eine bestimmte Gehirnregion zu implantieren und mit einem Neurostimulator (Hirnschrittmacher) zu verbinden. Diese Elektroden geben einen schwachen Strom ab, der  die Nervenzellfunktion so verändert, dass Hirnsignale, die störende Symptome auslösen unterdrückt und abgeschwächt werden können. Die Therapie läuft meist dauerhaft und hilft so Wirkfluktuationen und Tremor bei der Parkinsonkrankheit zu behandeln.

Die Operation wird in Heidelberg standardmäßig in Vollnarkose durchgeführt, was für die Patient:innen einen großen Zugewinn an Komfort bedeutet. Um dennoch ein gleichbleibend gutes Ergebnis zu gewährleisten, ziehen wir modernste Verfahren wie die intraoperative Computertomografie, non-invasives Narkosemonitoring, visuell anatomisch basierte Darstellungsverfahren und gegebenenfalls ein präoperatives Kartieren von Hirnfunktionen mittels navigierter Transkranieller Magnetstimulation (nTMS) durch.

Meist kann die Stimulation in den ersten Tagen nach der Operation erstmals aktiviert und eine vorläufige Einstellung gewählt werden.

Nach einigen Tagen werden die Patient:innen entlassen.

Die ausführliche Einstellung der Stimulation und die damit verbundene Reduktion der Medikamente erfolgt ca. vier Wochen nach der OP in einem ca. 10-tägigen Aufenthalt in der  Neurologischen Klinik.

Da die Erkrankung auch trotz der THS sich weiter verändern wird sind regelmäßige Wiedervorstellungen zur Anpassung der Stimulation nötig. Im ersten Jahr finden diese Termine in der Ambulanz im Abstand von 3 Monaten, danach einmal pro Jahr statt.

Die THS kann lediglich die Bewegungssymptome behandeln. Andere nicht motorische Symptome werden nicht durch die Therapie beeinflusst.

Handelt es sich bei dem implantierten Neurostimulator um ein nicht-wiederaufladbares 

Modell, so muss dieser meist nach 3-5 Jahren operativ gewechselt werden. Dies kann im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts verbunden mit einer Anpassung der Stimulation erfolgen. Wiederaufladbare Neurostimulatoren können zwischen 10 und 25 Jahren ohne Wechsel Therapie abgeben, müssen dafür aber regelmäßig induktiv mit einem Ladegerät wiederaufgeladen werden.

Gerne informieren wir Sie über die Tiefe Hirnstimulation, den Ablauf der Operation und das Leben mit der Therapie in unserer Spezialsprechstunde Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie. Hier  kann der Prozess zur Indikationsstellung begonnen werden, die frühe postoperative Phase kontrolliert und Neurostimulatoren überprüft werden.