Pilon-tibiale- und Unterschenkelfrakturen

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Definition der Erkrankung

Komplexe Knochenbrüche – sicher versorgt mit moderner Traumatologie und Revisionschirurgie

Frakturen des Unterschenkels – insbesondere sogenannte Pilon-tibiale-Frakturen im Bereich des distalen (körperfernen) Schienbeins, welche das obere Sprunggelenk einbeziehen – stellen hohe Anforderungen an Diagnostik, Therapieplanung und operative Technik. Diese Verletzungen betreffen tragende Gelenkabschnitte, sind häufig mit Weichteilschäden verbunden und erfordern eine individuell angepasste, stufenweise Behandlung für ein gutes funktionelles Ergebnis.


Ursachen und Besonderheiten

Unterschenkelfrakturen entstehen meist durch Hochrasanztrauma (z. B. Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe) oder Sportverletzungen. Die Pilon-tibiale-Fraktur ist eine spezielle Form des distalen Schienbeinbruchs, bei der das obere Sprunggelenk (OSG) mitbeteiligt ist. Diese Verletzungen sind intraartikulär, das heißt, sie betreffen die Gelenkfläche direkt – was eine exakte anatomische Wiederherstellung besonders wichtig macht.


Exakte Diagnostik für präzise Therapieplanung

Die Grundlage jeder erfolgreichen Behandlung ist eine umfassende Bildgebung:

  • Konventionelles Röntgen zur Erstdiagnose
  • Computertomografie (CT) zur Beurteilung komplexer Gelenk- und Trümmerfrakturen
  • MRT bei Verdacht auf Bandverletzungen oder Knorpelschäden

So können auch kleinste Gelenkstufen, Begleitverletzungen und Weichteilprobleme frühzeitig erkannt werden.


Stufenkonzept der Akutbehandlung – angepasst an den Weichteilzustand

Insbesondere bei Pilon- und Trümmerfrakturen ist ein zweizeitiges Vorgehen oft sinnvoll:

  1. Erstversorgung mit Fixateur externe:
    Bei stark geschwollenen oder verletzten Weichteilen wird zunächst eine temporäre äußere Stabilisierung mit einem Fixateur externe durchgeführt. Das schafft Zeit für die Abschwellung und verhindert Komplikationen wie Wundheilungsstörungen.
  2. Definitive operative Versorgung:
    In einem zweiten Schritt erfolgt die anatomische Reposition und Stabilisierung mit an den Frakturtyp angepassten Implantaten, wie winkelstabile Plattenosteosynthesen – je nach Frakturtyp mit minimalinvasiven oder offenen Techniken. Dabei legen wir größten Wert auf eine exakte Wiederherstellung der Gelenkfläche (insbesondere bei Pilon-frakturen), um Folgeschäden, wie die Entstehung einer Arthrose oder Fehlstellungen, zu vermeiden.

Operative Techniken – individuell und gewebeschonend

Je nach Frakturtyp kommen moderne Osteosyntheseverfahren zum Einsatz:

  • Winkelstabile und anatomisch angepasste Plattensysteme für hohe Stabilität
  • Marknagelung bei diaphysären Tibiafrakturen (im Schaftbereich) – bei uns kommen auch antibiotikabeschichtete Nägel zum Einsatz, insbesondere bei erhöhtem Infektionsrisiko oder im Rahmen von Revisionsoperationen
  • Intraoperative 3D-Bildgebung zur Kontrolle der Reposition und Implantatlage
  • Minimalinvasive Technik, wann immer möglich – zur Schonung der Weichteile

Revisionschirurgie und Infektbehandlung – ein besonderer Schwerpunkt unserer Klinik

Nicht jede Fraktur heilt problemlos. Besonders im Bereich des distalen Unterschenkels kann es zu Pseudarthrosen (Nichtheilung), Fehlstellungen oder Infektionen kommen – vor allem nach offenen Frakturen oder Voroperationen.

In unserer Klinik haben wir uns auf die Versorgung komplexer Revisionsfälle spezialisiert:

  • Pseudarthrosenbehandlung mit erneuter Stabilisierung und ggf. Knochentransplantation
  • Infektsanierung durch radikales Debridement, Spacer-Implantation und gezielte Antibiotikatherapie
  • Rekonstruktion segmentaler Knochendefekte mit:
    • Autologer Spongiosaplastik
    • Masquelet-Technik (induzierte Membran)
    • Knochentransfers oder Ringfixateur-Verfahren nach Ilizarov
    • Kombinierter Weichteilrekonstruktion in Kooperation mit plastischer Chirurgie

Komplexe Fälle werden bei uns in regelmäßigen Sitzungen mit anderen beteiligten Fachdisziplinen (Plastische Chirurgie, Gefäßchirurgie, Mikrobiologie und Radiologie) in sog. Extremitäten-Boards besprochen und die Therapie interdisziplinär geplant.

Durch unsere langjährige Erfahrung in Diagnostik und Therapie komplexer Fälle, sind wir in der Lage vielen Patienten mit langjährigem und belastendem Krankheitsverlauf ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.


Nachbehandlung – für optimale Knochenheilung und Belastbarkeit

Nach der Operation erfolgt eine strukturierte Nachbehandlung, die individuell auf den Frakturtyp und die Knochenheilung abgestimmt wird. Dazu gehören:

  • Frühzeitige Mobilisation mit Entlastung
  • Stufenweise Belastungssteigerung unter Anleitung
  • Intensive physiotherapeutische Betreuung
  • Ggf. Anpassung von Orthesen oder Hilfsmitteln

Unser Ziel ist ein stabiles, belastbares und schmerzfreies Bein – auch nach komplexem Krankheitsverlauf.


Kompetenzzentrum für Unterschenkelfrakturen und Revisionschirurgie
Präzision, Erfahrung und individuelle Lösungen – für eine sichere Rückkehr in Alltag, Beruf und Sport.

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